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"Verantwortung und Anerkennung" von Viola Branch

Aktualisiert: 23. März 2019


In der Sendung „Rundschau“ des Schweizer Fernsehen SRF wurde in der vergangenen Woche über die Höhe der Löhne von Chefärzten an Schweizer Spitälern berichtet. Im Beitrag wurden Zahlen basierend auf einer Hochrechnung des Vergütungsexperten Urs Klingler präsentiert. Gemäss Klinglers Berechnungen verdienen Chefärzte in der Schweiz zwischen 350’000 und 1'500’000 Franken pro Jahr. Eine Frechheit? Oder doch angebracht? Unbestritten ist, dass Chefärztinnen viel Verantwortung tragen, lange Arbeitstage und einen langen Ausbildungsweg haben. Die Frage bleibt aber: rechtfertigt all dies eine solche Entlöhnung?

Manche Pflegende haben ihre Karrieren im Gesundheitswesen bereits im Alter von sechzehn Jahren mit der Ausbildung zur Fachperson Gesundheit gestartet. Durch eine anschliessende Fortbildung zur dipl. Pflegefachperson und einer allfälligen Weiterbildung in Intensiv- oder Anästhesiepflege kommen sie auf sieben Jahren Ausbildung. Alleine die Ausbildungsdauer vermag die horrenden Lohnunterschiede offenbar nicht zu erklären. Was steht es mit dem Argument der Verantwortung? Ist es nicht so, dass die Ärzte und Ärztinnen sich auf die Beobachtungen und Angaben der Pflegenden verlassen können müssen bei ihren Entscheidungen? Liegt nicht auch ein grosser Teil der Verantwortung bei der Pflege? Wir sind diejenigen, die jeden Tag und jede Nacht am Patientenbett stehen, beobachten, evaluieren, dokumentieren und uns gleichzeitig um die Bedürfnisse und Wünsche der Patienten kümmern. Wir assistieren bei Eingriffen, transportieren Patienten und Oft ist es die Pflege, die bei Notfällen die Ärzte alarmiert. Ich denke, als Pflegende tragen wir grosse Verantwortung und haben dafür Anerkennung verdient. Rechtfertigen vor dem Hintergrund dieser Überlegungen die eingangs erwähnten Löhne von leitenden Ärzten im Vergleich zu jenen der Pflege?